Marktchancen für Social Software
Social Software - Hype oder Zukunftsmarkt?
Innerhalb von nur wenigen Jahren haben sich neue Medienformate im Internet etabliert, die unter dem Begriff Social Software zusammen gefasst werden. Unter Social Software versteht man all die Anwendungen, die die Kommunikation, Interaktion und Kollaboration im Netz unterstützen. Sie sind Mittel zur Anbahnung und Aufrechterhaltung sozialer Beziehungen, erleichtern die Projektarbeit über verteilte Standorte und fördern den Informationsaustausch. E-Mail, Instant Messenger und Groupware-Applikationen zählen zu den altbekannten - neu hingegen sind Anwendungen wie Weblogs, Wikis, Social Bookmark-Dienste und Podcasts.
Im Gegensatz zu den früheren Anwendungen stehen diese durch ihre einfache Bedienbarkeit auch Nutzern offen, die keine Programmierkenntnisse besitzen. Grundidee ist zudem das Prinzip der Selbstorganisation – es gibt keine kontrollierende Instanz. Beiträge können von jedem kommentiert und relevante Informationen verlinkt werden. Daraus resultiert ein enormes Verbreitungspotenzial, das Weblogs beispielsweise hohe Positionierungen in Suchmaschinen wie Google beschert. Informations- und Beziehungsnetzwerke wachsen somit exponentiell.
Social Software im Beziehungsmanagement
Diese Dynamik wird zunehmend auch für Unternehmen interessant und nimmt immer stärkeren Einfluss auf Geschäftsprozesse. Im Mittelpunkt des E-Business steht nicht mehr die reine Abwicklung von Transaktionen (Bestellung, Anmeldung, Datenpflege) sondern auch die Interaktion mit Geschäftspartnern und Kunden. Damit entstehen neue Potenziale sowohl im B2B als auch im B2C Bereich. Im Mittelpunkt der neuen Anwendungen steht die direkte Kommunikation, die einen Dialog mit allen wichtigen Stakeholdern ermöglicht.
Blogs beispielsweise sind schnell und kostengünstig aufgebaut und im Betrieb einfach zu bedienen. Daher eignen Sie sich speziell auch für kleinere Firmen ohne große Marketing- oder PR-Abteilung. Mittels Corporate Blogs können aktuelle Branchenthemen und Wettbewerbsstrategien kommentiert werden (CEO-Blogs), aber auch bei Produkt- oder Unternehmenskrisen ist sehr kurzfristig eine argumentative Auseinandersetzung mit betroffenen Bürgern, Kunden oder anderen Stakeholdern möglich (Product- und Crisis-Blogs).
Social Software im Wissensmanagement
Durch den Einsatz von Wissensdatenbanken, genannt Wikis, entstehen neue Möglichkeiten, gemeinsam Informationen zu bündeln und zu positionieren. Regionen und Städte nutzen bereits solche Social Software Anwendungen, um sich im Internet zu präsentieren wie beispielsweise die Stadt Karlsruhe, deren Wiki im Moment das größte Stadt-Wiki Deutschlands ist.
Für das Unternehmen entstehen durch den Einsatz von Wikis die Möglichkeiten, sehr einfach Informationen bereichsübergreifend zu bündeln. Denn innerhalb des Unternehmens entsteht das Wissen nicht immer an den Stellen, an denen es gebraucht wird. So erfährt die Serviceabteilung vom Kunden direkt und unmittelbar, welche Probleme mit dem Produkt auftreten. Dieses Wissen muss dann aber in den Bereich Forschung & Entwicklung transferiert werden, denn erst dort kann es in den Produktentwicklungsprozess einfließen. Mitarbeiter-Know-how kann an einer Stelle gebündelt und effizient verwaltet werden. Die Koordination verschiedener Partner in großen Projekten unterstützen diese Formen von Social Software genauso gut wie die Dokumentation großer Software-Entwicklungsprozesse. IBM bspw. betreibt weltweit bereits über 2.800 Weblogs für das Wissens- und Projektmanagement. Dadurch entstehen ganz neue Formen der Zusammenarbeit, Wissensbildung und Information.
Social Software im Marketing
Ein weiteres Ziel des Einsatzes von Social Software Anwendungen liegt in der Unterstützung der Produkteinführung. Bereits zahlreiche Unternehmen nutzen Social Software Anwendungen, um ihre Produkte zielgruppengenau bekannt zu machen. Sie setzen bei der Bekanntmachung ihrer Produkte auf den positiven Netzeffekt, der dafür sorgt, dass die kurzen, unterhaltsamen Werbefilme (Vodcasts) oder Radiobeiträge (Podcasts) per E-Mail von potenziellem Kunden zu potenziellem Kunden wandern, ohne dass sie aktiv zu der Weiterverbreitung beitragen. Die bewegten Inhalte durchdringen somit die sozialen Netzwerke der Internetnutzer schier exponentiell. Im Unterschied zu herkömmlichen Werbe-Mailings gehen die Botschaften den Weg über persönliche Kontakte. Diese Form der Verbreitung wird häufig auch als Viral Marketing bezeichnet. DaimlerChrysler nutzt beispielsweise diese Anwendungen zur Einführung der neuen R-Klasse und kommuniziert mit der Hilfe von Podcasts die Vision einer neuen Generation von Dieselfahrzeugen.
Ausführliche Informationen zu diesem Thema können Sie in Band 5 "Potenziale von Social Software" der FAZIT-Schriftenreihe nachlesen.