Herr D. ist Geschäftsführer der Firma Z und Partner GmbH mit Hauptsitz in Heilbronn. Er hat dort heute einen Termin mit einem neuen freien Mitarbeiter, den er persönlich kennen lernen will, der aber ansonsten von zuhause aus in Tuttlingen arbeiten wird. Dazu will er ihm das Computer Supported Cooperative Work Tool (CSCW) vorstellen, das in seiner Firma für die verteilte Projektarbeit verwendet wird.
Auf der Fahrt ins Büro denkt Herr D. an die Zeit vor zwei Jahren, als das Unternehmen virtuelle Arbeitsformen im großen Stil in einem Pilotversuch getestet hat. Dabei wurden auch Arbeitsumgebungen mit 3-D-Treffen im virtuellen Konferenzsaal und kollaborative Softwareprogrammierung ausprobiert. Nach einem Jahr war jedoch klar, dass nur das CSCW-Tool weiterverwendet werden sollte. Alle anderen automatisierten Lösungen wurden verworfen. Denn es stellte sich heraus, dass sowohl Arbeitsergebnisse als auch Abläufe durch die Neuerungen nicht verbessert und die Kosten nicht gesenkt wurden. Außerdem wurde deutlich, dass die Kompetenz des Unternehmens im persönlichen Kontakt und im direkten Austausch mit Kunden und Partnern liegt. Deshalb wurde entschieden, zu den traditionellen Methoden zurückzukehren.
Diese Entscheidung war aber nicht typisch für die ganze IT-Branche, sondern reflektierte die besonderen Erfahrungen des Unternehmens Z und Partner. Daneben gibt es eine ganze Reihe anderer IT- und Medienunternehmen, die durchgängig automatisierte Verfahren erfolgreich eingeführt haben und diese heute wie selbstverständlich nutzen.
Beim Treffen mit dem neuen Mitarbeiter kommt Herr D. ins Erzählen: Z und Partner GmbH ist heute ein mittelständisches Unternehmen, das IT-Dienstleistungen anbietet. Zurzeit werden in der Firma Z und Partner die Geschäftsfelder „Softwareergonomie für Navigationssysteme“ und „Integration von Web-Diensten ins Auto“ ausgebaut. Die Automobilindustrie ist der Hauptabnehmer der Firma. Früher gestaltete das Unternehmen Webseiten für traditionelle Produktionsfirmen, später machte die Firma auch Erfahrungen mit der Programmierung von Web-2.0-basierten Firmennetzwerken.
Als dann im Jahr 2010 alle Experten davon ausgingen, dass die Zukunft den adaptiven Systemen gehört, wurde auch im Unternehmen von Herrn D. darüber gesprochen, auf dieses Geschäftsfeld zu setzen. Nach einiger Zeit stellte sich aber heraus, dass die Nutzer neuartigen automatischen Vernetzungen, selbst kommunizierenden Endgeräten und adaptiven Systemen skeptisch gegenüberstehen und dass sie sich solchen Diensten zunehmend verweigerten. Nur im Sicherheitsbereich, d.h. bei der Identifizierung und Zugangskontrolle, konnten sich diese Technologien etablieren.
Obwohl eine ganze Reihe von Location-based Services, die auch zum Bereich der adaptiven Systeme zählen, ausprobiert wurden, fanden sie keine breite Akzeptanz, da immer weniger Nutzer bereit waren, ihre Daten für kommerzielle Dienste preiszugeben. Der zunehmende Missbrauch von persönlichen Daten und einige große Skandale hatten die Verbraucher immer vorsichtiger gemacht.
Andererseits entwickelten sich Social-Web-Anwendungen für die Kommunikation im Bekannten- und Familienkreis sehr gut. Um diesen Community-Gedanken zu nutzen, entwickelt die Firma Z und Partner zurzeit einen neuen Dienst, an dessen Realisierung der neue Mitarbeiter mitwirken soll. Hierbei wird es sich um eine nicht-kommerzielle Plattform für Mitfahrgelegenheiten handeln, die automatisch den Status eines registrierten Mitfahrwilligen und seinen aktuellen Standort anzeigt und diese Information auf dem Navigationssystem eines „befreundeten“ Fahrers darstellt. Der Fahrer kann dann entscheiden, ob er die Person mitnehmen will oder nicht. Dabei ist das System auf Personen beschränkt, die zum realen oder virtuellen Netzwerk des Fahrers gehören.
Am Abend hat Herr D. noch einen Termin an der Elite-Universität Karlsruhe, wo er seine Firma und mögliche Karriereoptionen für die Studenten vorstellt. Obwohl der Transfer zwischen Wirtschaft und Universitäten nicht sehr ausgeprägt ist, gibt es verschiedene Recruiting-Aktivitäten, an denen sich viele Unternehmen beteiligen.
Eine Beteiligung an der Lehre oder eine gemeinsame Themenentwicklung finden im Hochschulbereich eher selten statt. Im Gespräch mit dem verantwortlichen Professor kommt die Sprache schnell auf das Thema elektronisch unterstützte Vorlesung: „E-Learning funktioniert überhaupt nicht“, sagt der Professor. Der Grund dafür sei unter anderem eine ungenügende Beschäftigung mit den speziellen Bedingungen der Online-Schulung. Zwar werde viel abgefilmt und online gestellt, dies sei aber für heutige Zeiten nicht sehr kreativ und werde nur selektiv von den Studierenden genutzt. Zudem sei kein Geld für intelligentere technische Umsetzungen verfügbar.